Brauchen Kinder überhaupt noch Bücher?

Im digitalen Zeitalter ist so gut wie alles online verfügbar. Auch Bücher, Magazine und anderer Lesestoff lässt sich im Internet finden. Ist es daher überhaupt noch notwendig, dass Kinder physische Bücher lesen oder gar besitzen? Welche Vorteile Bücher bringen und weshalb nicht nur auf Digitalisierung gesetzt werden sollte, zeigt dieser Artikel.

Digitalisierung – Segen und Fluch zugleich

Die Digitalisierung macht Vieles in unserem Alltag einfacher: Informationen sind in Sekundenschnelle verfügbar und anstatt schwere Bücher mit uns herumzuschleppen, haben wir alles kompakt und immer auf Abruf auf dem Smartphone. Es ist durchaus praktisch, dass so Vieles digital abrufbar ist.

Allerdings gibt es auch Schattenseiten und diese betreffen vor allem die Kinder. Smartphone und Co. sind nicht immer gut für ihre Entwicklung. Während früher heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke Bücher verschlungen wurden, obwohl bereits Schlafenszeit war, sind es heute die Smartphones, die mit ins Kinderzimmer geschmuggelt werden.

Das fängt oft schon früh an: Statistiken aus dem Jahr 2019 haben ergeben, dass bereits 6 % der 6- bis 7-jährigen Kinder in Deutschland ein eigenes Smartphone besitzen. Im Alter von 8 bis 9 Jahren beläuft sich die Zahl bereits auf 33 % Prozent und die 10- bis 11-jährigen Kinder haben zu 75 % ein eigenes Smartphone – Tendenz steigend. Man sieht also, dass digitale Medien bereits früh ein fester Bestandteil des Alltags werden.

Damit geht einher, dass die Lust am Lesen immer weiter abnimmt. Zwar geben Kinder an, Interesse an Büchern zu haben, doch häufiger wird zum Smartphone gegriffen als zu einem Buch.

Nun könnte man sagen, dass die Kinder auf ihrem Handy ja auch etwas lesen. Dies stimmt zwar, allerdings lesen sie ganz andere Dinge als das, was sie in Büchern lesen würden und zudem lesen sie auch anders als auf Papier. Man hat in einem Test herausgefunden, dass man mehr Informationen aufnimmt, wenn man in einem physischen Buch liest, als wenn man etwas digital liest. Dies hat mit der Art und Weise zu tun, wie das menschliche Gehirn Informationen verarbeitet, aber auch mit dem Lesen selbst. Auf einem Bildschirm liest man in der Regel schneller und überfliegt Texte mehr oder weniger. Texte, die auf Papier gedruckt sind, werden genauer und langsamer gelesen. Digitale Medien sind daher nicht unbedingt hilfreich für die Informationsaufnahme.

Darum verschlechtert sich die Lesekompetenz

Immer weniger Kinder sind in der Lage, komplexe Texte zu verstehen. Dies beginnt bereits früh und zieht sich durch die gesamte Schullaufbahn durch. Ein Grund dafür ist die Verknappung der Informationen, wie man sie online findet.

Durch die Digitalisierung findet nicht nur alles im Internet statt, es ist auch eine sehr schnelllebige Zeit geworden. Kaum öffnet man den Internet-Browser oder ein soziales Netzwerk, wird man mit Informationen geradezu bombardiert. Dabei werden die Inhalte möglichst klar und einfach dargestellt, sodass die Informationsaufnahme in der Regel mit nur einem Blick stattfindet.

Das Gehirn ist dadurch ständig beschäftigt. Die vielen Eindrücke prasseln geradezu auf den menschlichen Verstand ein, weshalb es einen nicht wundern sollte, dass Kinder sich stark davon beeinflussen lassen. Immerhin wird man in frühen Jahren noch viel stärker von den verschiedensten Einflüssen geprägt. Die Wahrnehmung eines Kindes ist ganz anders als die eines erwachsenen Menschen.

Die Flut an bereits aufbereiteten Informationen können den kindlichen Verstand schnell überfordern. Außerdem werden Kinder ganz leicht abgelenkt. Lernt ein Kind beispielsweise gerade erst das Lesen und ist darin noch nicht sicher genug, findet es die perfekte Ablenkung im Internet. Immerhin ist Lesen in diesem Alter noch Arbeit und deshalb ist es umso leichter, sich davor zu drücken.

So können Eltern entgegenwirken

Ab welchem Alter man seinem Kind ein Smartphone anvertraut, müssen Eltern selbst entscheiden. Für manche ist es vielleicht notwendig, bereits früh ein Handy zu besitzen, damit man die Eltern im Notfall erreichen kann. Allerdings kann man gewisse Regeln im Umgang mit digitalen Medien aufstellen.

Damit die Lesekompetenz nicht unter dem Besitz eines Smartphones leidet, sollten Eltern dafür sorgen, dass immer noch Bücher gelesen werden. Es hilft, feste Zeiten einzurichten, in denen gelesen wird. 

Dazu ist es Voraussetzung, dass Bücher auch verfügbar sind. In vielen Haushalten gibt es keine großen Bücherregale, an denen sich das Kind bedienen kann, da auch bei vielen Eltern ein gutes Buch keinen Stellenwert mehr hat. Als Alternative kann man sich entweder bei einer Bibliothek anmelden oder mit dem Kind in eine Buchhandlung gehen, um dort Bücher zu kaufen, für die sich das Kind interessiert.

Das müssen übrigens keine Sachbücher sein. Studien haben nämlich ergeben, dass die kognitiven Fähigkeiten durch narrative Erzählungen besser trainiert werden als durch informative Texte. Es gibt viele spannende Kinderbücher, die den Nachwuchs zum Lesen motivieren können.

Fazit

Digitales Lesen bringt bei Weitem nicht so viel wie das Lesen von Texten auf Papier. Durch die stetig voranschreitende Digitalisierung fällt es Kindern und Teenagern immer schwerer, komplexe Texte zu verstehen. Daher sollten Eltern bereits früh eingreifen und etwas dafür tun, dass das Kind nicht nur an seinem Smartphone hängt, sondern auch seine Lesekompetenz verbessert.

Spielend das Einmaleins lernen
Spielend lernen mithilfe von Malbüchern

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