Wie man Malfrust erkennt und spielerisch löst
Das Blatt liegt vor dem Kind. Der Stift ist in der Hand. Doch nach wenigen Strichen kommt der Satz: „Das sieht blöd aus!“ oder: „Ich kann das nicht!“ Vielleicht wird das Bild sogar zerknüllt oder weggelegt. Was da entsteht, ist kein Widerstand gegen das Malen an sich – sondern Frust. Genauer gesagt: Malfrust.
Viele Eltern kennen diese Situation. Und sie stellt uns vor eine Herausforderung. Denn: Was tun, wenn das Kind frustriert reagiert – obwohl Malen doch eigentlich Spaß machen sollte?
Was ist Malfrust überhaupt – und warum entsteht er?
Malfrust entsteht, wenn die eigene Vorstellung nicht mit dem Ergebnis übereinstimmt. Kinder haben – oft ganz unbewusst – innere Bilder davon, wie etwas „aussehen sollte“. Wenn dann der Hund auf dem Papier nicht so süß wird wie im Kopf, kann das enttäuschen. Diese Frustration ist normal – aber sie braucht einen guten Umgang.
Hinzu kommt: Kinder vergleichen sich früh mit anderen. Vielleicht hat ein Geschwisterkind „schöner“ gemalt. Oder ein Erwachsener lobt das eine Bild mehr als das andere. Schnell entsteht der Eindruck: Mein Bild reicht nicht. Ich bin nicht gut genug. Auch solche Momente können zu Malfrust führen – selbst wenn sie beiläufig passieren.
Ein dritter Auslöser ist Überforderung. Wenn das Motiv zu komplex ist, die Linien zu klein, die Aufgabe zu lang dauert, kippt die Motivation. Kinder verlieren dann die Lust, obwohl sie eigentlich gerne malen.
So erkennst du die ersten Anzeichen von Malfrust
Malfrust zeigt sich nicht immer dramatisch. Manchmal kommt er leise, fast unmerklich. Achte auf diese Signale:
- Das Kind malt nur kurz und legt dann sofort den Stift weg.
- Es beginnt Bilder, bricht sie aber oft ab.
- Es äußert abwertende Kommentare über das eigene Werk („Das ist hässlich“, „Ich mach das falsch“).
- Es sucht ständig Bestätigung und fragt: „Ist das schön?“ oder „Ist das richtig so?“
- Es meidet das Malen – obwohl es früher gerne gemalt hat.
All das können Hinweise darauf sein, dass das Kind innerlich unter Druck steht. Der Spaß ist in den Hintergrund gerückt – an seine Stelle ist Unsicherheit getreten.
Was du als Elternteil tun kannst – ohne zu belehren
Wenn dein Kind frustriert ist, versuch nicht, es sofort zu trösten oder zu „überreden“. Sätze wie „Aber das sieht doch gut aus“ oder „Jetzt sei nicht so streng mit dir“ sind gut gemeint – aber selten hilfreich. Sie übergehen das Gefühl, das das Kind gerade wirklich hat.
Besser ist es, erst einmal zuzuhören. Frag nach: „Was stört dich an deinem Bild?“ oder „Was hättest du dir anders gewünscht?“ So signalisierst du: Dein Gefühl ist okay. Ich nehme dich ernst.
Und dann kommt der spielerische Teil:
Statt zu bewerten, lade dein Kind ein, das Bild „weiterzuspinnen“. Vielleicht wird der missglückte Kreis zu einer Sonne mit besonders vielen Strahlen. Oder aus dem krummen Haus wird ein lustiges Monsterhaus. So lernt dein Kind: Fehler sind nicht das Ende – sondern der Anfang von etwas Neuem.
Auch hilfreich: selbst mitzumalen. Nicht besser. Nur anders. Wenn dein Kind sieht, dass du dich selbst nicht zu ernst nimmst, wirkt das befreiend. Und oft entsteht aus der gemeinsamen Situation neue Motivation.
Wie unsere Malbücher helfen können, Frust zu vermeiden
Wir achten bei der Gestaltung unserer Malbücher gezielt darauf, Frustfallen zu vermeiden. Das beginnt bei der Motivwahl: Klare Linien, gut erkennbare Figuren, altersgerechte Details. Zu komplizierte Flächen überfordern. Zu einfache langweilen. Der Mittelweg ist entscheidend.
Viele unserer Bücher bieten außerdem Seiten mit offenen Bereichen: Dort können Kinder eigene Elemente ergänzen, ohne dass es „perfekt“ aussehen muss. Gerade für Kinder mit hohen Ansprüchen ist das eine wichtige Erfahrung: Es gibt Platz für eigene Ideen – und sie müssen nicht genauso aussehen wie im Buch.
Unsere digitalen PDFs haben zusätzlich den Vorteil, dass du Seiten mehrfach ausdrucken kannst. Ein Bild ist schiefgegangen? Kein Problem. Einfach nochmal versuchen – ganz ohne Druck.
Und wenn dein Kind lieber ganz frei malt, dann kombiniere Malbuchseiten mit leeren Blättern. Manche Kinder entspannen sich besser, wenn sie nicht an Linien gebunden sind – oder wenn sie zwischendurch „einfach drauflos malen“ dürfen.
Spielerische Impulse gegen Malfrust im Alltag
Hier ein paar kleine Strategien, die sich leicht in euren Alltag einbauen lassen:
- Male selbst ein „verrutschtes“ Bild – und lass dein Kind es retten.
- Erfindet gemeinsam ein Malspiel: Wer malt den größten Fisch? Die schiefste Burg? Das bunteste Monster?
- Macht eine „Museumsausstellung“ mit allen Bildern der Woche – jedes Bild bekommt einen Titel, ganz unabhängig von der Optik.
- Druckt bewusst auch einfache Motive aus, bei denen dein Kind schnell Erfolgserlebnisse hat.